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Das Rauhnachtsingen ist eine alte Tradition, die tief in der Kultur vieler lĂ€ndlicher Regionen verwurzelt ist. Es wird oft zu Beginn des neuen Jahres praktiziert, wobei die SĂ€nger in verschiedenen Dörfern und Gemeinden unterwegs sind, um mit ihren Liedern GlĂŒck und Segen zu verbreiten. Die genannten Worte âGlĂŒck herein UnglĂŒck hinaus!â sind dabei ein zentraler Bestandteil des Rituals. Sie symbolisieren den Wunsch nach Wohlstand und Zufriedenheit fĂŒr das kommende Jahr, wĂ€hrend das UnglĂŒck und das Schlechte des alten Jahres vertrieben werden. Die RauhnachtsĂ€nger, begleitet von der Feuerwehrmusik, gehen durch die Dörfer und Orte und singen ihre Lieder, um die Menschen zu segnen und das kommende Jahr in guter Weise einzulĂ€uten. Das Singen wird nicht nur als eine Art von kultureller Ăberlieferung gepflegt, sondern auch als ein aktiver Beitrag zum sozialen Zusammenhalt in den Gemeinden. Im Gegenzug fĂŒr ihren Gesang erhalten die SĂ€nger oft kleine Gaben, wie Speisen oder GetrĂ€nke. Es ist schön zu sehen, wie solche BrĂ€uche und Traditionen auch nach vielen Jahren weitergetragen werden. Die Gemeinschaft der FF Amesedt und der FF Oberkappel zeigt hier ein schönes Beispiel fĂŒr das lebendige WeiterfĂŒhren solcher Traditionen.
Das Rauhnachtsingen
Ein bĂ€rtiger Holzknecht sorgt mit strengen Worten fĂŒr den nötigen Platz in der Stube. Die ersten beiden SĂ€nger, der Vorangeher und der Sterntreiber, ĂŒberbringen die NeujahrsglĂŒckwĂŒnsche. Die darauf folgenden Gestalten, der Hans von Fesakern, der Korizon, der Krapfntroga und der Fleischnazaö, erbitten Speis und Trank. Nach dem Einzug der Hochzeitsgesellschaft wird nun das Rauhnachtlied gesungen, welches vom Vorangeher und vom Sterntreiber angestimmt wird. AnschlieĂend folgt die VerkĂŒndigung der Hochzeit durch den Schulmeister. Und schlieĂlich ziehen alle Gaukler in die Stube bzw. den Saal ein und verrichten dort ihre GeschĂ€fte, wofĂŒr sie auch Bezahlung einfordern. Es wird dabei musiziert , getanzt und gesungen.
Das sog. Rauhnachsingen ist ein uraltes Brauchtum, das im Wesentlichen nur entlang des âOsterbachesâ, welcher die Grenze zwischen dem MĂŒhlviertel und Bayern bildet (daher auch Grenzbach genannt) bekannt ist. Es wird jedoch auf beiden Seiten der Grenze (Ăsterreich & Bayern) zelebriert.
Die Ăberlieferung zeigt, dass sich die verschiedenen Gestalten und Texte, sowie der Ablauf des Gesangs aus zweier UrsprĂŒnge zusammensetzen. Zum einen basiert dies auf dem heidnischen Brauch des Sternsingens und zum anderen auf einer Dienstbotenhochzeit, welche in der alten Zeit gerne um diese Jahreszeit bekannt gemacht und gefeiert wurde. Die frisch VermĂ€hlten sind damals von Haus zu Haus gezogen und haben mit GlĂŒckwĂŒnschen und G`Stanzln ihre Hochzeit in den Bauernstuben verkĂŒndet. Zu dieser âKompanorâ gesellten sich gerne Musikanten, urwĂŒchsige Burschen, sog. Umageher, wie z.B. KleintierhĂ€ndler, Bader, Rasierer, sowie der Schulmeister, der die Musikanten dirigierte.
Die Zeitschrift âHeimatgaueâ, gegrĂŒndet von Dr. Adalbert Depiny enthielt im Jahr 1935 einen Artikel zum Rauhnachtsingen aus dem hervorgeht, dass dieser Brauch bis ins Ende des Mittelalters zurĂŒckreicht. Eine Bild - und Tonaufzeichnung von Radio Wien, erstellt ebenfalls rund um das Jahr 1935 zeigt, dass dieser Brauch schon vor dem Krieg in den Ortschaften rund um Oberkappel sehr hoch gehalten wurde.
Der Leinenweber Alois Kern, damals bekannt als der âKĂšn Loislâ, dĂŒrfte das Rauhnachtsingen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen (um 1936) wieder nach Oberkappel gebracht haben. Belegbar ist das mit einem alten Gruppenfoto aus dieser Zeit.
Seit damals wurde dieser klingende Gesang in den Jahren 1953, 1975, 1984, 1992, 2003 und 2012, in die Bauernstuben und in weiterer Folge auch in die Gasthöfe getragen. In den Tagen nach Neujahr wird eine Gruppe von etwa 40 MĂ€nnern und Burschen das Brauchtum hochleben lassen und den Gesang an verschiedenen SpielstĂ€tten rund um und in Oberkappel erklingen lassen. Das Spektakel endet nach etwas 45 â 60min und die gesamte Truppe verlĂ€sst danach wieder den Saal und macht sich auf zur nĂ€chsten SingstĂ€tte.